Über den Spaß beim Spiel
Es gibt nichts Sinnloseres als ein Spiel, dass keinen Spaß macht. Sieht man sich jedoch die Ideengeschichte des Spieles an, ist die Sachlage damit nicht so einfach erklärt wie man vermuten würde. Es stellt sich die Frage, warum Menschen eigentlich spielen? Ist es notwendig, dass Computerspiele Spaß machen?
Es gab ein Spiel das eine wissenschaftlichen Simulation zum Inhalt hatte. Es hieß Zapitalism Deluxe und erreichte bei der Messung des Spielspaßes nur einen geringen Prozentsatz von 48 Prozent. Es ist aber nicht definiert, wie diese 48 Prozent zu verstehen sind. Weder ist klar ob damit die Spielminuten, in denen Spaß empfunden wurde, gemeint sind, noch ob das gesamte Spiel nur halb Spaß machte. Ebenso wenig kann angenommen werden, dass diese 48 Prozent das Ergebnis einer Befragung unter SpielerInnen darstellt. Faktum bleibt jedoch, dass der Spielspaß in den Internetforen die Basis für das Spiel ist. Verhielte es sich anders, wäre das Spielen zwecklos. Es gibt jedoch Auffassungen, dass der Spaß am Spiel nicht unbedingte Voraussetzung zum Spielen sei. Dabei werden Spiele in der Art von Serious und Indie Games genannt. Diese Auffassung erhält jedoch nicht ungeteilte Zustimmung, da es auch Stimmen gibt, die sich für die Entspannung und den Spaß nach einem langen Arbeitstag aussprechen und meinten, dass man beispielsweise mit Indie Games keinen solchen Effekt erzielen würde und diese Spiele deshalb auch nicht spiele. Nach Aritoteles jedoch, stellt das Suchen von Entspannung und Spaß in einem Spiel einen Missbrauch des Spieles dar.
Das Spiel- philosophisch betrachtet
Theodor Wiesengrund Adorno und Horkheimer, sehr bekannte Philosophen, stellten zur Verbindung von Freizeitverhalten und Arbeit fest, dass der Spaß nur die Verlängerung der Arbeit darstelle. Die ist im Werk „Dialektik der Aufklärung“ nachzulesen, die den Spätkapitalismus kritisch betrachtet. Es liegt in der Natur der Sache, dass in ihren Betrachtungen keine Computerspiele erwogen werden konnten. Für Adorno war die Möglichkeit, das Freizeitverhalten selbst zu bestimmen, begrenzt. Er schob dies der Gesellschaft zu, die es nicht zulassen würde, dass man sich in der Freizeit auf sich selbst besinnt, da man diese Selbstfindung dann in die Arbeit mit einfließen lassen würde. Dies hätte furchtbare Folgen für die Arbeitswelt. Zwar würden sich Arbeit und Freizeit in ihrer Struktur einander annähern, die Trennung dieser beiden Lebenswelten aber daher noch umso rigoroser erfolgen. Beide, Arbeit und Freizeit, seien ohne Lust und Geist.
Überträgt man Adornos Ausführungen auf die Gesellschaft und das Computerspiel, könnte man sagen, dass in unserer wirtschaftlichen Kultur weder Kunst noch Politik und schon gar nicht die kritische Selbstschau einen Platz im Spiel hätten. Dies sei deshalb der Fall, weil es, würde man sich im Spiel mit Problemen der Politik oder der Gesellschaft beschäftigen, zu Unruhen oder anderen Problemen kommen könnte. Die Menschen könnten beginnen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Sowohl Horkheimer wie auch Adorno sahen in der Gesellschaft, in der eine Kultur innewohne die industriell entstanden sei, das Grundproblem. Dadurch das in dieser industriell hergestellten Kultur die Fantasie und Realität nur nachgeahmt würden, werde den Menschen die Möglichkeit zum Denken geraubt. Die authentische Kultur, die über die Wirklichkeit hinausgehen will, gefiel Horkheimer und Adorno viel besser.
Der niederländische Historiker Johan Huizinga stößt hinsichtlich des Spielbegriffes ins gleiche Horn. Er schrieb das Buch „Homo ludens“ (Der spielende Mensch), und stellt das Spiel als zivilisatorische Errungenschaft dar, sowie als Ursprung jeder Kultur. Er widerspricht der Nützlichkeitsfrage Aristoteles in Bezug auf das Spiel und meint, dass das Spiel durch das Unnütze gerade seinen Wert erlange. Da der Mensch nur im Spiel frei handeln kann und sich in aller Ernsthaftigkeit im Spiel bemüht, wird er aus dem Alltag enthoben und erlebt einen erhabenen Moment.
Und der Spaß am Spiel?
Bisher wurde jedoch wenig der Spaß am Spiel beleuchtet. Dies ist auch ein sehr subjektiver Faktor. Es gibt auch keinen Spielspaß, den man wissenschaftlich korrekt messen könnte. Es ist interessant, dass man Spaß am Spiel lernen kann. Außerdem ist es immer eine Frage der Definition, was als Spielspaß verstanden wird. Wird das Spiel als Möglichkeit zur Regeneration und Erholung verstanden oder ist es eine Möglichkeit in neue unbekannte Welten einzutauchen und dem Alltag zu entfliehen? Wer dem Spiel gerne frönt um aus dem Alltag auszusteigen, braucht dazu nicht immer nur aufwendig gestaltete, sehr anstrengende Spiele zu spielen, sondern sollte versuchen sich auf ein Spiel intensiver einzulassen. Dabei sollte der rationelle Aspekt ein wenig ausgeblendet werden und man sollte beispielsweise beim Autorennen weniger auf die Steigerung der Motorleistung aus sein, sondern sich vom Geschwindigkeitsrausch einmal mitnehmen zu lassen.