Glücksspiel Verdacht – Verbot von Lootboxen im Gespräch!

Veröffentlich von Spiele-Raum.de Kategorie: News

Laut Recherchen der Wochenzeitung „Welt am Sonntag“, erwägen die Landesmedienanstalten glücksspielähnliche Inhalte in PC- und Konsolenspielen zu verbieten. Dazu gehören auch die sogenannten Lootboxen, mit denen große Spielepublisher Milliardenumsätze machen.

Lootboxen kurz erklärt

Viele Spielehersteller sind im Laufe der letzten Jahre auf den Zug der Mikrotransaktionen aufgesprungen. Ziel ist es dabei, nicht nur am Verkauf eines Titels zu verdienen, sondern auch Gewinne einzustreichen, nachdem ein Kunde das Spiel bereits erworben hat. Vorreiter auf diesem Gebiet sind die Bigplayer wie Electronic Arts oder Activision mit ihren Titeln wie Battlefield, Call of Duty und natürlich der weitverbreiteten FIFA-Reihe. Die sogenannten Lootboxen können dabei vom Spieler zu relativ geringen Stückpreisen über Mikrotransaktionen erworben werden. In Shootern wie Battlefield oder CoD enthalten sie beispielsweise Waffenskins, die dann im Online Modus eingesetzt werden können.

Eine Flagge mit vielen Landesflaggen darauf, neben einem Ball und Pokal

Fifa Packs enthalten Fußballer für die virtuellen Ultimate Team Mannschaften der Spieler. Diese werden nach dem Zufallsprinzip in den Packs verteilt, wodurch der Reiz entsteht, immer weiter Packs zu kaufen, denn vielleicht befindet sich ja im nächsten ein Christiano Ronaldo oder Lionel Messi. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber sehr gering. Deshalb warnen nun viele Behörden vor der Suchtgefahr aus diesem Geschäftsmodell.

Jugendschutzkommission hält Gesetzesbruch für möglich

Der Grund für die aufkommenden Spekulationen über ein künftiges Verbot ist ein Interview der „Welt am Sonntag“ mit dem Vorsitzenden der Jugendschutzkommission der Landesmedienanstalten Wolfgang Kreißig. Dieser sieht in den Geschäftsmodellen der Spielehersteller einen möglichen Gesetzesbruch. Er sagt dazu: „Ich halte es für denkbar, dass Lootboxen gegen das Verbot von Kaufappellen an Kinder und Jugendliche verstoßen könnten.“ Nun bleibt es abzuwarten, wie die Untersuchungen der zuständigen Kommission zu dem Thema ausfallen. Neben möglichen Bußgeldern steht auch ein Verbot bzw. eine zukünftige Neugestaltung der Mikrotransaktionssysteme in vielen großen Spielen im Raum. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden schon im März dieses Jahres erwartet.

Mögliche Folgen für die Gamingszene

Geht man vom härtesten Urteil der Kommission aus, einem generellen Verbot von Mikrotransaktionen in Computerspielen, so dürften die Folgen gravierend sein. Spiele, wie beispielsweise Fifa, könnten dann nur noch mit einer Jugendschutzfreigabe ab 18 Jahren auf den deutschen Markt kommen. Dadurch würde der Publisher EA einen gewaltigen Kundenstamm verlieren, sind doch viele der FIFA Spieler unter 18 Jahren. Ein Blick auf die Fakten zeigt, dass dieses Szenario gar nicht so unwahrscheinlich ist. Die USK beim aktuellen Ableger der Fifa Reihe liegt bei null Jahren. Es ist also theoretisch für Spieler jeden Alters erhältlich.

Tastatur mit einem ab 18 Zeichen

Der von Kreißig angesprochene Kaufapell für die Lootboxen in diesem Spiel ist durchaus erkennbar. Sobald man das Spiel startet, erscheinen in den Menü Kacheln Hinweise auf momentane Spezialangebote. Der Kaufappell ist also sofort gegeben und die Möglichkeit zum Kauf jederzeit nur wenige Klicks entfernt.

Was Lootboxen zum Glücksspiel macht

Die Inhalte, wie beispielsweise Waffen in Shootern oder dem Lieblingssportler in Sport Spielen, sind sonst meist nur mit langer Spielzeit über die Ingame Währungen zu erhalten. Um dies zu umgehen, wurde das mittlerweile weit verbreitete „Pay2Win“ Prinzip bei vielen Spielen eingeführt. Während der Zocker im Online Casino also hofft, dass sein immer höher wachsender Einsatz an Geld, sich endlich in einen Gewinn am Glücksspielautomaten verwandelt, hofft der Gamer selbiges, wenn er vom Gewinn eines wertvollen Inhaltes für sein Lieblingsspiel träumt.

Eine Studie der Universität Hamburg bezeichnet es zudem als ein typisches Merkmal von Glücksspielen, wenn wenige Personen für einen unverhältnismäßigen Anteil des Gewinns verantwortlich sind. Dieser Umstand leitet sich davon her, dass sie nicht aufhören können Echtgeld in das Spiel zu investieren und somit nicht nur wenige Euros, sondern hunderte oder tausende in den Mechanismus stecken. Eben dieses Merkmal haben die Forscher der Universität nun auch den Modellen in Videospielen nachweisen können.

Kritik an „Pay2Win“

Den meisten eingefleischten Videospiel Fans ist dieses Prinzip schon seit langem ein Dorn im Auge. Sie sehnen sich zurück in Zeiten, in denen jeder Spieler gleichberechtigt war und mit den gleichen Voraussetzungen in ein Spiel ging. Selbst der objektivste Betrachter kann an diesem System der Spielehersteller, ihre Umsätze noch weiter zu steigern, wenig Vorteile finden. Spieler, die wegen Beruf oder Familie wenig Zeit haben, sich gutes Equipment oder ihre Lieblingsmannschaft zu erspielen, können zwar auf diesem Weg ihren Träumen näherkommen, allerdings geht dadurch auch der Genuss und die Befriedigung verloren, durch eigene Leistung dem Erfolg näherzukommen.

Mit viel Wohlwollen könnte man noch den Reiz nennen, sich Inhalte zu erspielen, für die andere große Summen echtes Geld ausgeben. Dies kann den Stolz auf die eigene Leistung bei manchem vielleicht noch steigern. Insgesamt betrachtet birgt dieses Prinzip aber nicht nur die Gefahr, dass aus geliebten Spielen süchtig machende Systeme entstehen, wie man sie in Spielhallen zu Gesicht bekommt, sondern, dass auch eine gehörige Portion Romantik verloren geht. Denn wenn man stets damit konfrontiert wird, immer weiter Geld in ein Spiel zu stecken, bleibt diese Videospiel-Romantik gezwungenermaßen auf der Strecke.